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    Christian Friedrich Germershausen (1725-1810) – Pastor, Schriftsteller und ein produktiver Mensch

    Jan Zessin, Linthe, J.Zessin@dpdhl.com, www.zessin.info, erschienen im Heimatkalender Potsdam-Mittelmark 2023

    Es gibt durchaus einige historische Persönlichkeiten unserer märkischen Region, welche im Zeitverlauf leider in Vergessenheit geraten und der Erinnerung wert sind. Christian Friedrich Germershausen, ein für unser Gebiet doch bekannter Pfarrer, stammt aus meinem Nachbarsdorfe Schlalach. Durch die ständig anwachsenden Veröffentlichungen und deren Zugänglichkeit im Internet ergeben sich durchaus neue Erkenntnisse und Zusammenhänge. Mit der eigenen Hausbibliothek aus Beständen aus über 450 Jahren konnte ich die geschichtliche Forschung erweitern. So möchte ich sie mit anderen Interessierten teilen und erlebbar machen.

    Christian Friedrich Germershausen Pastor zu Schlalach (Quelle: Kupferstich – Krünitz, Oeconomische Encyclopädie 1783)

    Im Folgenden bringe ich ein wenig Licht in das Dunkel des Lebens von C. F. Germershausen und der damaligen Zeit. Christian Friedrichs Familie stammt ursprünglich aus dem Magdeburgischen. Sein Großvater Christian (1664-1739), geboren in Magdeburg, war nach seiner Ausbildung von 1688 bis 1690 Pfarrer in Gielsdorf bei Strausberg, wo er seine Ehefrau kennenlernte und dann später ab 1691 Pfarrer in Bochow (ehemals Kirchenkreis Lehnin), heute ein Ortsteil der Gemeinde Groß Kreutz (Havel) war. Dessen Sohn, Johann Christian (1689-1748), Vater von Christian Friedrich, wurde dann ab 1715 Pfarrer in Schlalach, wo er Elisabeth Hövel in Schlalach heiratete. Sie war die Tochter des Joachim Christoph Hövel (1686-1716), Pfarrer in Berge/Westhavelland (westlich von Nauen gelegen). Christian Friedrich entstammte somit einer Familie mit längerer Pastorentradition.

    Schlalach befindet sich auf halber Strecke zwischen Potsdam und Wittenberg, ca. 40 km südwestlich von Potsdam. Das Dorf liegt nördlich vom Hohen Fläming und südlich von der Hochfläche der Zauche, zwischen den Flüssen Plane und Nieplitz. Aufgrund der feuchten Niederungen umgingen in der historischen Entstehung die Hauptverkehrswege das Dorf und die Entfernung Schlalachs von einer Handelsstraße spielte in der Dorfentwicklung durchaus eine Rolle. Etwa 8 km entfernt liegt Treuenbrietzen, ca. 45km entfernt auf der mittelalterlichen Landstraße nach Brandenburg a. d. Havel. Vornehmlich über Treuenbrietzen konnte man damals Berlin (ca. 65 km) erreichen.

    Kirche und vormaliges Pfarrhaus in Schlalach (Aquarell Pfarrarchiv Schlalach / Kopie von W. Beelitz, Linthe)

    Im Archiv der berühmten Franckeschen Stiftung zu Halle finden sich zahlreiche Briefwechsel des berühmt gewordenen August Hermann Francke (1663-1727) mit Zeitgenossen. Unter anderem sind zwei Briefe des Großvaters von Christian Friedrich an August Hermann Francke belegt Der eine, datiert vom 01.04.1710 in Halle weist vom Vater Johann Christian die Bitte an die Stiftung um finanzielle Unterstützung für ein Studium seines Sohnes Christian Friedrich aus. Fast seine ganze Lebenszeit verbrachte letzterer im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation (bis 1806) und seine letzten Jahre bis 1810 erlebte er noch die Franzosenzeit in Preußen. 1739 verstarb sein Großvater mit 75 Jahren in Bochow. Vermutlich verbrachte sein Enkel die ganze Jugend in Schlalach. Sein Studium der Theologie hat er im ungefähren Alter von 19-23 Jahren in Halle bis 1748 absolviert. Im gleichen Jahr, als Christian Friedrich gerade mal 23 Jahre alt war, verstarb sein Vater und am 21. November 1748, wurde Germershausen von Seiner Majestät mittelst allerhöchster Kabinettsorder allergnädigst ins Predigeramt im Dorf Schlalach eingeführt. Die Pfarrei war mit „nur“ zwei Hufen ausgestattet, was auf eine sehr frühe Gründung hindeutet.

    1751 im Alter von 26 Jahren ehelichte Germershausen Dorothea Günther entweder in der Sankt Nikolaikirche oder in der Sankt Marienkirche in Treuenbrietzen. Die Ehe blieb kinderlos. Er und seine Frau nahmen in 1770ziger Jahren den Ziehsohn Karl August Bandow (1768-1835) zu sich in ihre Obhut. Karl August war Sohn des Oberpfarrers und Inspektor des Pfarrsprengels in Luckenwalde. Aufgrund des frühen Todes des Vaters von ihm, wurde er von Christian Friedrich Germershausen als Stiefgroßvater aufgenommen. Im Jahre 1781 verstarb seine geliebte erste Frau Dorothea. Später heiratete Germershausen ein zweites Mal, eine Schwester der Ehefrau des Johann Gottlob Schulze, namens Caroline Manger (gest. 1804). Sie war eine geborene Manger und Tochter des bekannten Potsdamer Baumeisters Heinrich Ludwig Manger. Karl August genoss als Kind Germershausens Unterricht und wurde ab dem 10. Lebensjahr nach Treuenbrietzen (1778) und im Alter von 12 Jahren nach Witzke unweit Rathenow (1780-1782) zum Unterricht gebracht. Friedrich Christian hatte noch eine Schwester Dorothea, welche zwei Söhne hatte und in Witzke wohnte. Vermutlich lebte der Ziehsohn dort, weil Christian Friedrichs Ehefrau in jener schweren Zeit verstarb. Anschließend im Alter von 14. Jahren kam Karl August in das Hallische Waisenhaus, wo er 3 ½ Jahre die dortige Schule besuchte und im Jahr 1787 die Universität daselbst absolvierte. Im Jahre 1797 erbat sich Germershausen seinen Ziehsohn zum Adjunkt aus und im Jahre 1807 wurde er mit der Anwartschaft auf die Nachfolge im Pfarramt bestätigt. Auffällig für die damaligen Schlalacher Pastoren dieser Zeit ist, dass die Pfarrer seit 1653 bis 1810 über vier nachfolgende Pastoren verwandt waren und alle eine doch relativ lange Amtszeit von ca. 30 Jahren und mehr ausübten.

    Am 22. Mai 1810 verstarb Christian Friedrich Germershausen in Schlalach, für damalige Verhältnisse doch im hohen Alter von 85 Jahren, 29 Jahre nach seiner Ehefrau. Jene Jahre als „Alleinlebender“ nutzte er für seine mannigfaltige Publikationstätigkeit und sein Engagement in der Märkischen Ökonomischen Gesellschaft in Potsdam.

    Genealogische Spurensuche ist mit heutigen „modernen Mitteln“ durchaus interessant und bringt hie und da Zufallsfunde mit zu Tage. So war zum Beispiel ein Bruder von Christian Friedrichs Großvater Christian, Johann Stephan Germershausen, welcher eine doch nicht ganz unbedeutende Persönlichkeit war. Der Geheime Obertribunalrat war Direktor der Jurisdiktions- und Examinationskommission noch unter Friedrich dem Großen und er wirkte maßgeblich bei der neuen Einrichtung der Justizämter in der Kurmark mit. Eine Tochter von ihm war Caroline Catharine Frederike Germershausen, sie war wiederum die Mutter von Leopoldine Frederike Caroline Mayer, welche 1801 in Berlin Johann Paul Friedrich Richter (1763-1825) besser bekannt als Schriftsteller „Jean Paul“ heiratete.

    Wie lässt sich die damalige Zeit im historischen Kontext fassen, in welcher Christian Friedrich lebte?

    Regionalgeschichtlich sind einige Ereignisse mit Akten belegt. So unter anderem: Klagen des Amtes und mehrerer Dörfer zum Grund und Boden der Büsche der Stadt Treuenbrietzen (1720); Bau- und Reparaturarbeiten an der Kirche und am Begräbnisplatz in Schlalach (1740), Beschwerden von Kossäten aus Schlalach wegen des ihnen fehlenden und von den Bauern genutzten Ackers (1741-1747), Grenzstreitigkeiten mit Kursachsen und Arretierung des sächsischen Untertanen Georg Nichellmann aus Niederwerbig von brandenburgischen Untertanen aus Schlalach und Saarmund wegen Abholzung von Grenzbäumen (1741-1754), Besetzung der Küsterstelle zu Schlalach (1748) und einige mehr. 1752 erfolgte die Verpachtung der Kirchengrundstücke in Schlalach. 1758 erging eine Beschwerde des Hegermeisters Grashoff in Schlalach über die Entziehung seiner Nebennutzungen aus mehreren Dörfern durch die Stadtbedienstetet von Treuenbrietzen. Und 1764 erfolgte die Vererbpachtung des Vorwerks Schlalach an die Gebrüder von Kalkreuth. Auch wird aus dem Jahre 1767 berichtet, dass eine

    Bestrafung des Küsters Schüler zu Schlalach wegen eines Vergehens gegen den Inspektor Homp und den Prediger Germeshausen (Christian Friedrich) erfolgte. Der Anlass hierzu ließ sich nicht ermitteln. Und 1773 erfolgte eine bereits doch frühe Separation zwischen Treuenbrietzen, Schlalach und Brachwitz wegen der Koppelhütung im Legenbusch. Die ganze langwierige Periode von Separationen zog sich noch bis in die ganze erste Hälfte des 19. Jahrhunderts hin. Und Ende des 18. Jahrhunderts kamen, neben Bauern und Kossäten, noch eine „dritte Klasse“ innerhalb der Dorfgemeinschaft hinzu, die Büdner. Erst 1808 wurde eine Schule eingerichtet und ein Lehrer in Schlalach angestellt.

    1757 gab es im Dorf 10 Bauernstellen“. Germershausen war im Alter von 32 Jahren und bereits seit neun Jahren der Pfarrer des Dorfes Schlalach. „Wie üblich in den brandenburgischen Dörfern hatte jeder Bauer zwei Hufen. Der Pfarrer verfügte ebenfalls über zwei Hufen, der Schulze über drei und der Krüger über eine. Außerdem bewohnten 10 Kossäten und 13 Halbkossäten das Dorf.“ Sie hatten eigene Höfe, Gehöfte fränkischen Ursprunges, also drei bzw. vierseitig umbaut mit Wirtschaftsgebäuden. „Im Dorf wohnten auch zwei Büdner, zwei verheiratete Hausleute und fünf Einlieger. Das Gutsvorwerk verfügte über 14 Hufen. Die Hufner waren verpflichtet, insgesamt 140 Tage im Jahr Frohn-, Hand-, Hof- und Gespanndienste zu leisten. Bei den Kossäten waren es nur 70 Tage. Das Pfarrhaus lag auch damals mitten im Dorf gegenüber dem Anger, auf dem die Kirche steht. Der Pfarrer war Dorfgenosse, geistlicher Betreuer und Aufseher über das sittliche Leben der Gemeinde.“ Das Kurmärkische Konsistorium, seit 1543 bestehend als Gerichtsinstanz u.a. für Ehesachen, Verwaltung von Schulen und kirchlichen Gebäuden, Berufung und Versorgung der Geistlichen, steuerte diese vorgenannten Angelegenheiten von Berlin aus in der Mark Brandenburg. So bestanden die Einkünfte eines protestantischen Landpredigers aus zwei Hufen, den Pfarrzehnten der Dorfbewohner und deren Dienste für die Kirche und den Pastor. Die Schlalacher Kirche besaß ein Stück Ackerland und drei Wiesenstücke. „Als Gegenleistung erhielten die Gemeindemitglieder geistliche Führung. Der Küster der Kirche bekam jährlich 22 Scheffel, 8 Metzen Getreide und 56 Brote als direkte Lieferung der agrarischen Arbeit des Dorfes. Zudem erhielt er zusätzlich zwei Thaler vom Amt Saarmund. Außerdem hatte er das Recht, vierteljährlich mit einem Korb durch die Gemeinde zu gehen, um Nahrungsmittel als Geschenke zu sammeln. Für das Orgelspielen erhielt er jährlich sechs Thaler.“  

    „Im Januar 1764 reichte der Hauptmann Kalkreuth eine Bittschrift an den König Friedrich II. ein, in der er zusammen mit seinem Bruder Pächter des Vorwerks Schlalach zu werden ersuchte. Nach weiteren Verhandlungen schließlich wurde der Antrag angenommen und die Gebrüder Kalkreuth wurden Arrendatoren des Dorfes, also Pächter eines zumeist der Landesherrschaft oder dem König gehörenden Guts oder Vorwerkes. Die neuen Pächter verpflichteten sich, die Dienste der Untertanen in Dienstgeld umzuwandeln. Sie haben somit vertraglich dem Wegfall von Hand-, Spann- und Gesindediensten zugestimmt. Außerdem stimmten sie der Ansiedlung neuer Kolonisten im Dorf zu. Jeder Bauer war verpflichtet ,12 Reichsthaler zu entrichten, statt 140 Diensttage zu leisten. Beim Halbbauern war es die halbe Summe. Ein Teil des eingenommenen Dienstgeldes war an das Amt Saarmund abzuliefern, der andere Teil war Einnahme der Pächter. Mit Übernahme des gepachteten Vorwerks wurden die dazugehörigen 14 Hufen geteilt, wovon sechs an Bauern bzw. Kossäten verpachtet wurden, der Rest des Landes verblieb beim Vorwerk. Die Bewirtschaftung des Vorwerks erfolgte mit eigenen Leuten, also Kolonisten oder Büdnern, sogenannte Tagelöhner.“

    Im einem Band seines „Hausvaters“ schreibt Germershausen 1785: „Um aber an ökonomischen Erfahrungen nicht arm zu seyn, ist es eben nicht immer nöthig, selbst eine sehr große oder weitläufige Wirthschaft zu betreiben, ob es mir gleichfalls eine geraume Zeit hindurch daran gar nicht gefehlet hat. Denn da einer meiner nächsten Anverwandten, seiner Neigung und vormaligen Lebensart zuwider, das königliche Vorwerk allhier, welches ehedem zween Rittersitze ausmachte, in Pacht übernommen, und theils Alters, theils Schwachheit halber, mich an die 10 Jahre, bis an sein Ende hindurch zur Unterstützung als Theilnehmer oder Rathgeber bey allen seinen Wirthschaftsoperationen gehabt hatte, so habe ich frühzeitig genug Gelegenheit gehabt, praktische Kenntnisse in der Landwirthschaft zu erlangen, und solche immer mehr zu erweitern.“  Leider ist über die „von Kalckreuth oder Kalkreut(h)“, eines schlesischen Adelsgeschlechts, kaum etwas Verwertbares zu den beiden Brüdern zu finden. Warum Germershausen jene Pächter als seine Anverwandten beschreibt, kann leider nicht belegt werden. Demzufolge half Germershausen etwa zehn Jahre lang mit bei der Bewirtschaftung des königlichen Vorwerks. Er selbst betrieb einen kleinen Hof, auf dem er in den 1780er Jahren mit Erfolg Schafe züchtete, worüber er auch zwei Bücher „Das Ganze der Schafzucht“ schrieb.

    Die Büdner waren eine neue soziale Schicht im Dorf. Sie besaßen relativ kleine Häuser mit Garten und keine ausgedehnten Äcker und Wiesen wie die Bauern. Im Jahr der Pachtübernahme der von Kalkreuths wurden auf dem abgetretenen Land des Vorwerks am nördlichen Dorfrand, drei Büdnerhäuser gebaut. Die meisten Schlalacher Büdner waren Handwerker oder ehemalige Soldaten. Das Ziel, Kolonisten anzusiedeln war insbesondere vom König Friedrich II. maßgeblich gefördert worden durch seine sogenannte Peuplierung- bzw. Bevölkerungspolitik. Sie sollten wie im Oderbruch und anderswo die Landwirtschaft befördern. Das Vorwerksdorf war somit für den König Einnahmequelle und ein Bevölkerungsprojekt.

    In den preußischen Ländern wurden akribisch statistische Aufzeichnungen über die wirtschaftlichen Verhältnisse geführt. Im „Manual über Allgemeine Einnahme und Ausgabe des königlichen Vorwerks Schlalach“ 1763-1764 wurden die agrarischen Produkte wie auch beschaffte Konsumgüter regelmäßig vermerkt. „Die Haupterzeugnisse waren Gerste (davon wurden Produkte im Werte von 748 Reichsthalern jährlich verkauft), Roggen (498 Rthl.), Weizen (318 Rthl.), Stroh (229 Rthl.), Hafer (114 Rthl.), Heu und Gras (86 Rthl.) und Flachs (84 Rthl.). Die Produkte wurden hauptsächlich in Treuenbrietzen und Potsdam vermarktet. Von außerhalb kaufte man neben anderen Produkten auch Bier, Fleisch, Butter, Mehl, Heringe, Essig. So stand das Vorwerk in regelmäßiger Verbindung mit den umliegenden Dörfern und Städten. Die Pächter lieferten jährlich 1077 Reichsthaler an das Amt Saarmund.“

    Die Separation in Deutschland begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Jedoch bereits 1756 wurde in Schlalach eine frühe Form der Separation vorgenommen. Eine Flurbereinigung, welche die private Neuverteilung der vormals gemeinsam genutzten landwirtschaftlichen Flächen zum Ziel hatte. Nachweislich erhielten die Schlalacher 1756 einen größeren Handlungsraum in der Waldnutzung gegenüber der Stadt Treuenbrietzen, welche die Eigentümerin zu jener Zeit war. Weitere Separationsschritte kamen in Folge zwischen Schlalach und den umliegenden Dörfern zustande. So die Separation der Koppelhütung des Nichelschen Busches zwischen Nichel und Schlalach (1777-1783). 1777 klagten die Schlalacher, dass das Nichelsche Vieh die morastige Weide innerhalb der Schlalacher Gemarkung niedergetreten habe, so dass sie „unter Wasser“ stand. Aufgrund dessen beantragten die Schlalacher eine Separation beim Amt Saarmund. Der Ökonomische Kommissar des Amtes, Siebrand, leitete die daraufhin eingeleiteten Untersuchungen. Die Umsetzung dauerte bis 1783. Gleichartige Bestrebungen gab es 1778 zwischen Brachwitz und Schlalach.

    Das Amt Saarmund, eine landesherrliche Verwaltungseinheit, war für das Dorf Schlalach und für das königliche Vorwerk zuständig. Das Amt umfasste um 1800 neben Saarmund 29 Dörfer, 11 Vorwerke oder Mühlen und zwei größere Forste.

    So wurden im Laufe der Zeit die Nutzungsrechte der Bauern umverteilt und dadurch änderten sich ebenso die bäuerlichen Besitzrechte. Die Bauern arbeiteten nunmehr im stärkeren Maße für sich selbst mit eigener Produktvermarktung und der Staat wurde nun die neue Herrschaft (nicht der Gutsherr oder -pächter). Außerdem waren da die Pächter des Vorwerkes, welche nunmehr selbst Personal akquirieren und entlohnen musste.  Alle wurden mehr oder weniger vom Amt Saarmund „gesteuert“.

    In den Jahren 1775-1776 gehörte auch Schlalach zu einem größeren Meliorationsprojekt der königlichen Regierung. Wesentliches Ziel war die Regulierung der Nuthe, einschließlich der Nieplitz. Davon betroffen waren 34 adlige Dörfer, 45 königliche Vorwerksdörfer sowie fünft Städte. Der Mühlengraben in Schlalach (Nichel – Schlalach – Birkhorst) war Teil des Entwässerungsvorhabens für mehr nutzbares Ackerland einschließlich der Eindämmung potenzieller Überflutungsgefahren bei Nuthe und Nieplitz (Quelle bei Frohnsdorf und fließt über Treuenbrietzen und Beelitz in die Nuthe bei Gröben). So wurde der einst sumpfige Boden von Schlalachs Umgebung für die Agrarwirtschaft nutzbar. Die zusätzliche Besiedelung mittels Kolonisten ging vielfach mit Meliorationen von Flussniederungen einher und somit auch einer Erschließung von Ödland für die Agrarproduktion.

    Dass Friedrich der Große sich oftmals auf seinen Reisen um sein Land kümmerte, belegt auch folgender Aktenauszug aus dem Preußischen Staatsarchiven: [So fragt er, eben von einem seiner Kriege zurückgekehrt , (noch mit Staub bedeckt, wie de Launay als Augen- und Ohrenzeuge berichtet), den Minister Michaelis, warum nach der sächsischen Grenze hin noch so viel unbebaute Strecken lägen? und erwidert nach erhaltener Auskunft, dass es den Besitzern dieser Ländereien, armen Edelleuten und Gemeinden, an den Mitteln zur Urbarmachung fehle: „warum man ihm das nicht früher gesagt habe? Man wisse doch ein- für allemal, dass, wenn etwas in seinen Staaten über die Kräfte der Unterthanen gehe, es ihm obliege, die Kosten zu übernehmen, so dass den Unterthanen nur übrig bleibe, die Früchte davon einzusammeln. Er assignire hiermit 300.000 Thlr. zur Urbarmachung dieser Ländereien, und wenn diese Summe nicht hinreiche, werde er mehr thun.]

    Der zunehmend Brenn- und Bauholzbedarf aufgrund von Neusiedlungen ganzer Kolonistendörfer führte auch zur Holzverknappung und -mangel am Ende des 18. Jahrhunderts. Germershausen plädiert 1792 in einer seiner Publikationen für einen Unterricht im Baumpflanzen angesichts des drohenden Holzmangels. Dieser erhöhte u.a. auch den Preis der Pottasche für die Herstellung von Seife. Seit den 1760er Jahren verschwanden zusehends die selbstverständlichen Waldnutzungsrechte der Dorfeinwohner. Gleichzeitig regulierte die königliche Regierung immer mehr den Häuserbau und kontrollierte das Hauen von Brennholz. Vermehrt gab es herrschaftliche Erlasse zum Umgang mit Holz.

    Und wie sah es weltgeschichtlich in Christian Friedrichs Lebenszeit aus? Auch die Weltgeschichte erhellt die Lebenszeit von Christian Friedrich Germershausen (1725-1810). Nachfolgend möchte ich kurz auf historisch bedeutsame Ereignisse eingehen, um die Lebensbedingungen der Menschen zu jener Zeit anzudeuten. Parallel hierzu werden „Lebensbausteine“ Germershausens chronologisch gespiegelt.

    • 1740: Friedrich der Große wird König von Preußen. Mit Ableben seines Vaters, des sogenannten „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm I. Christian Friedrich ist gerade einmal 15 Jahre alt. Sein Vater Johann Christian ist von 1715 bis 1748 Pastor in Schlalach.
    • 1740-1748: Österreichischer Erbfolgekrieg (Erster und Zweiter Schlesischer Krieg) während Christian Friedrich 16-23 Jahre alt ist. Er hat zu jener Zeit seine Lehr- und Studienjahre zu absolvieren. Im November 1748 übernimmt mit 23 Jahren Christian Friedrich von seinem Vater das Pastorenamt.
    • 1756 bis 1763: Es wütet der Siebenjährige Krieg in Europa. Aus preußischer Sicht wurde der Siebenjährige Krieg auch als Dritter Schlesischer Krieg bezeichnet. Währenddessen ist Christian Friedrich in seinen besten Jahren (31-38 Jahre alt). In diesem Alter befindet er sich inmitten seines beruflichen Werdegangs als Pastor.
    • 1775-1783: Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg. 1777 veröffentlicht Germershausen im Alter von 52 Jahren seinen ersten von fünf BändenDie Hausmutter in allen ihren Geschäfften und bereits 1781 erscheint der fünfte und letzte Band.
    • 1778-1779: Bayerischer Erbfolgekrieg.
    • 1780-1784: Englisch-Niederländischer Krieg. Schon 1780-1785 erfolgt, wohl aufgrund der hohen Nachfrage der Leserschaft, die zweite Auflage „Die Hausmutter“.
    • 1783: Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika im Frieden von Paris vom Königreich Großbritannien anerkannt. In jenem Jahr wurde die erste von der fünf bändigen Ausgabe „Der Hausvater in systematischer Ordnung – vom Verfasser der Hausmutter“, veröffentlicht. Ebenso noch im gleichen Jahr erschien sein Buch „Entwürfe und Kostenberechnungen zur Meublirung der Wohngebäude, für Hausmütter sowohl als Hausväter von verschiedenen Ständen. Herausgegeben von dem Verfasser der Hausmutter“. Germershausen ist 58 Jahre alt und veröffentlicht seine kommenden Werke oftmals nur mit der bescheiden formulierten Autorenumschreibung „vom Verfasser der Hausmutter“ (bezugnehmend auf sein berühmt gewordenes Hauptwerk).
    • 1786: König Friedrich der Große stirbt im August im Alter von 74 Jahren in Potsdam. Germershausen beschließt seinen „Hausvater“ mit dem fünften und letzten Band im Alter von 61 Jahren.
    • 1789-1799Französische Revolution. In der Zeit von 1789/91 erscheinen zwei Bände von Germershausen mit dem Titel „Das Ganze der Schafzucht aus Beurtheilung und Berichtigung älterer und neuerer Theorien nach Gründen und eigner Erfahrung“.
    • 1791-1794 erscheint die nunmehr dritte Auflage der Hausmutter“. Ebenfalls im Jahr 1791 im August findet in Potsdam die Gründungsverantstaltung der Märkischen Oeconomischen Gesellschaft zu Potsdam statt, wobei Germershausen einer der Gründungsinitiatoren, gemeinsam mit seinem Schwager, war. Im Jahre 1791 gibt es eine weitere Publikation Germershausens „Des Herrn Präsidenten von Benekendorf Abhandlung von richtiger Bedüngung der Felder“. Germershausen bezieht sich auf eine Schrift Beneckendorffs „Abhandlung der Lehre von der richtigen Bedüngung der Felder“ von 1784. Auch erschienen im selbigen Jahr noch die zwei weiteren Bände „Die Geschäfte der Hausmutter in der Gesinde- und Herrschaftsküche“ Die beiden ersten Bände seiner Hausmutter ließ er mit einigen Vermehrungen unter anderem Titel wieder abdrucken.
    • 1795-1799 erscheinen, ebenfalls noch zu Zeiten der französischen Revolution, ganze vier Bände des „Oekonomisches Reallexicon: worinn alles was nach den Theorien und erprobten Erfahrungen der bewährtesten Oekonomen unsrer Zeit zu wissen nöthig ist in alphabetischer Ordnung zusammengetragen, berichtiget und mit eigenen Zusätzen begleitet wird“. Bei Beendigung des Werkes ist Germershausen bereits 74 Jahre alt.
    • 1806: Schlacht bei Jena und Auerstedt; Napoleon Bonaparte marschiert mit französischen Truppen in Berlin ein. Ende des Heiligen Römischen Reiches durch Abdankung des Kaisers Franz II.
    • 1807: Leibeigenschaft, Erbuntertänigkeit sowie Gutspflichtigkeit in Preußen aufgehoben (Stein-Hardenbergsche Reformen, 1807–1815)
    • 1808-1809 – C.F. Germershausen wird für ein Jahr Direktor der MÖG zu Potsdam (7. Direktor in Folge) im 83. Lebensjahr, nachdem er 1807 seine Pastorenstelle in Schlalach nach fast 57 Berufsjahren aufgab. Nachfolger dort wurde sein Ziehsohn Karl August Bandow (1768-1835).
    • 1809: Österreichisch-Französische Krieg
    • 1809-1812 Die vierte Auflage der „Hausmutter in allen ihren Geschäfften“, ergänzt von Dr. Fr. E. G. Gericke, Ober-Amtmann zu Kloster St. Lüdgeri bei Helmstedt, erscheint. Christian Friedrich zählt bereits 84 Lebensjahre. Ein Jahr darauf, 1810, verstirbt er mit 85 Jahren.

    Unter diesen vorab skizzierten Lebensumständen im familiären und historischen Kontext begann der Schlalacher Pastor sich vermehrt ab den 1770ger Jahren mit der Schriftstellerei zu beschäftigen. Innerhalb eines Zeitraumes von 25 Jahren veröffentlichte er, beginnend mit den fünf Bänden „Die Hausmutter in all ihren Geschäften“ (1778-1781), ganze 23 Bücher. Sein erstes Buch schrieb er mit 53, sein letztes noch im Alter von 78 Jahren. Anlassgebend für seine ersten Arbeiten war ein sechsbändiges Werk des Gutsbesitzers Otto von Münchhausen unter dem Titel „Der Hausvater“ (1764-1773), denn hierauf bezieht sich Germershausen mehrfach in seinen Büchern. Er war einer der ersten Schriftsteller in der deutschen Wirtschaftsgeschichte hinsichtlich einer systematischen bzw. möglichst vollständigen Haushaltungskunde, mit welcher er sich ausschließlich an die Frauen als Leserschaft gerichtet hat. Er selbst schreibt im Vorwort zum ersten Band „Da ich die sämtlichen Geschäffte der Hausmutter beschreibe, so habe ich dem Werke den Titel: Hausmutter gegeben; damit der so bekannte als beliebte Hausvater des Herrn von Münchhausen (obgleich derselbe in seinem Fache nichts systematisches geliefert hat,) in der ökonomischen Bibliothek, nicht länger gleichsam mehr paarlos gefunden werde.“ Da er 1783-1786 bereits die fünf Bände seines Hausvaters unter dem Titel „Der Hausvater in systematischer Ordnung“ veröffentlichte, konnte er doch einen Großteil des Lebens eines Hausvaters und einer Hausmutter, als einer Familie auf dem platten Lande, verbinden und abbilden. So stellte er eine doch fast lückenlose Anzahl der damaligen, zeitlich anfallenden Tätigkeiten jener Zeit dar. Es handelt sich im Grunde um eine Art frühe Ratgeberliteratur, die nicht nur die Haushaltsführung und Fragen rund um die Landwirtschaft inklusive Viehzucht, Forstwirtschaft, Jagd und Imkerei behandelte, sondern auch Regeln für Familie, Ehe und Kindererziehung sowie den Umgang mit dem Gesinde aufstellte. Rückblickend wurde Germershausen so in der Literaturgeschichte zum letzte Repräsentant der sogenannten Hausväterliteratur in Deutschland. Seine durchaus ökonomischen Betrachtungen richteten sich insbesondere im deutschen Sprachraum an die gebildeten Besitzer von Landgütern. Interessanterweise erfuhr sein Hauptwerk „die Hausmutter“ in Folge mehrfache Auflagen, so erschien noch 1809-1812 die 4. Auflage, also zum Teil noch nach Germershausens Ableben. Zusätzlich erschienen Auszüge aus seinem Ursprungswerk unter anderen Titeln: „Hausmutter-kalender über jeden Monath vorfallenden vornehmsten Geschäffte der Hausmütter“ (1781), „Auszug aus der Hausmutter, vom Verfasser derselben“ (1782) oder noch 1803 „Die Hausmutter im Küchen- und Kräutergarten oder gründliche Anleitung zu richtiger Behandlung aller in der Haushaltung nöthigen Gemüse, Gewürz- und medicinische Kräuter, bey ihren Anbau, Einsammlung oder Einkauf, deren gute Erhaltung und nützlichen Gebrauche“. Offensichtlich hatte Friedrich Christian einen „Nerv der Zeit“ getroffen. Die Nachfrage nach seinen „Hausmütter Büchern“ war so groß, dass auch die Verleger Johann Friedrich Junius und Johann Gottlob Feind in Leipzig daran gesteigertes Interesse hatten. Weitere Bücher mit Germershausen als Autor erreichten eine Leserschaft 1783 „Entwürfe und Kostenberechnung zur Meublirung der Wohngebäude“, 1789-91 „Das Ganze der Schafzucht aus Beurtheilung und Berichtigung älterer und neuerer Theorien nach Gründen und eigenen Erfahrungen“, 1791 „Des Herrn Präsidenten von Benekendorf Abhandlung von richtiger Bedüngung der Felder verbessert und vermehrt durch C. F. Germershausen“ und abschließend nochmals vier ganze Bände 1795-99 „ Oekonomisches Real-Lexicon“.

    „Die Hausmutter“ erschienen 1780 bei Johann Friedrich Junius in Leipzig. 2.Auflage.

    Den reichhaltigen Schatz, welchen Germershausen mit seinen 10 Bänden von der Hausmutter und des Hausvaters hinterlassen hat, sind insgesamt über 7.600 beschriebene Seiten, und gibt vielfachen Einblick in das Leben unserer Vorfahren und längst vergangener Tage. Im ersten Band der Hausmutter widmet er sich den Geschäften der Hausmutter in der Küche des Gesindes. Damals, zumindest bei größeren Wirtschaften mit Knechten und Mägden, gab es durchaus nur eine Küche, jedoch mit zwei getrennten „Speiseplänen“ und Herrschaft und Gesinde nahmen ihr Essen nicht am gleichen Tisch ein. Anschließend werden allgemeine Regeln für die Zubereitung und Darreichung der Gesindekost aufgelistet. Die Regeln untermauert er auch mit eingängigen Geschichten, die der einfache Landmann/-frau auch verstehen konnten. So z.B. von Reinlichkeit, Ordnung und Tageszeit des Essens sowie die Veränderung der Speisen bis hin zu Speisevorräten. Auch für den Umgang mit dem „Murren des Gesindes über das Essen“ gibt Germershausen Rat. Die Schlüssel zur Speisekammer und für den Keller sind von der Hausmutter gut zu überwachen. Danach erfolgen Anweisungen wie die Speisen des Gesindes zu bereiten seien. Das ist eine Art Kochbuch mit allerlei Rezepten für die Küche. Von Suppen, Kaltschalen, Vorkosten oder Gemüse, Zukost und Brot, Braten, Fleisch, Fisch und Kuchen etc. Hinzu kommen noch Diätetische Regeln, Zeit- und Dauerspeisen (jahreszeitbedingtes Essen, Speisen zur Erntezeit). Bei den diätetischen Regeln geht es um gesundes Brot und Fleisch wie auch um nicht verbrannten Braten etc. Zudem beschreibt er eine Form einer zusammenhängenden Gesindespeisung (z.B. Speiseplan in einer Erntewoche), Anschlag und Berechnung der jährlichen Gesindekost (wobei er zwischen weiblichen und männlichem Gesinde unterscheidet) sowie Gesindespeisungsdeputat. Auch gehören natürlich Getränke, wie Bier und Branntwein dazu, welche sonntags zur Mittagszeit oder auch während der Erntemonate gereicht wurden. Weiter geht es mit den Geschäften der Hausmutter in der Küche des Mittelmannes, womit die Speisen für die Herrschaftsfamilie gemeint sind. Nach allgemeinen Regeln kommt nun eine Art Kochbuch für die Herrschaft. Dieses ist natürlich weitaus reichhaltiger an Rezepten und Zutaten. Allein 15 verschiedene Kaltschalen, 45 Vorkosten, 57 Fleischgerichte etc. werden aufgezählt und ihre Zubereitung erläutert. Natürlich beschreibt er auch die bereits damals schon „berühmte“ märkische Rübe.

    Im zweiten Band der Hausmutter widmet er sich den Backwaren mit immerhin 130 Kuchen- und Gebäckrezepten. Gefolgt von Pasteten aller Art, wiederum diätetischen Regeln und Anweisungen zu Ordnung und Zierlichkeit bey dem Anrichten und Auftragen der Speisen. Im Anschluss geht es um das Hausschlachten, das „Aufbehalten der Fische durch Mariniren, Räuchern und Einpökeln“ sowie die „Anschaffung und Aufbewahrung vegetabilischer Dauerspeisen zum bereitesten Küchengebrauche“. Beim Letzteren geht es hauptsächlich um Obst und Gemüse, dem Obstdörren (Trockenobst) und Musskochen etc.

    Im dritten Band der Hausmutter geht es um das Einmachen der Obstfrüchte, die monatliche Folge des Tafelobstes für den Nachtisch (hinsichtlich der Frage, wann sind welche Obstsorten verfügbar), „Kenntniß der Gewürze und andrer Speisebedürfnisse“, „Oel aus einheimischen Vegetabilien“. Weitere Kapitel beschäftigen sich mit dem Kochen der Seife und mit dem „Lichtziehen, Lichtgießen“ inklusiver dem „wohlfeilste Geleuchte“. Dann weiter mit dem Waschen – von den Waschgeräten, „Vorbereitung des Zeuges zum Waschen“, von Ausbesserung der Wäsche über das Verfahren mit der feinen Wäsche bis zu „Waschen des groben oder des Gesindezeuges“. Das Hausbacken zur „Brod Herstellung“ und dem Bierbrauen beschließt Germershausen den 3.Band.

    Im vierten Band der Hausmutter geht es um das Destilliren, also um das Brandweinbrennen. Dann folgen das Essigmachen, Bereitung des Meths und des Cidres, Allerley wohlschmeckende und arzneyische Getränke, insbesondere von Obstweinen. Spannend ist, warum das Branntweinbrennen bei der Hausmutter und nicht, wie eigentlich zu erwarten wäre, beim Hausvater zugeordnet ist. Beschrieben wird die Bearbeitung von Milch, Butter und Käse. Weitere Kapitel widmen sich dem Flachsbau auf dem Felde und der Vorbereitung des Flachses zum Spinnen. Dann folgt das Spinnen, Das Verweben des Garns zu allerley Leinen und „Mancherley Bearbeitungsarten der Leinewand“. Darauf folgen das Bleichen, dann ausländische Leinewandsorten, verschiedene Spitzen oder Kantensorten sowie die Aufbewahrung und Erhaltung des Leinenzeuges. Anschließend geht es um die Tierzucht: die Rindviehzucht, die Schweinezucht, die Federviehzucht und ein Kapitel über Poularderiegeflügel.

    Im fünften Band der Hausmutter: Lebensbeschreibung einer vortrefflichen Hausmutter. In welcher er eine vermeintliche oder tatsächlich einmal erlebte Hausmutter in ihrem Wesen und ihrer Art beschreibt. Unter dem nächsten Kapitel „Zweckmäßiges Leben der Hausmutter“ gibt er jungen Hausmüttern Regeln: u.a. zum Hauptzweck aller Wirthschaften, „Wirthschaftsfuß, Wirthschaftsetat“, „Das Halten der Wirthschaftsbücher“, die Sparsamkeit als eine Haupttugend rechtschaffener Hausmütter, „Ordnung in Haus- und Wirthschaftsgeschäfften“, oder den Rat „Ohne der genauesten Einträchtigkeit des Hausvaters und der Hausmutter kann keine rechte Ordnung im Haus- und Wirthschaftswesen nicht erhalten werden“. In einem weiteren Kapitel geht es um die „Regierung des weiblichen Gesindes“. Interessanterweise ist die Hausmutter fürs weibliche Gesinde und die eigenen Kinder verantwortlich, hingegen der Hausvater für das männliche Gesinde. Aussagen über die Wahl von neuem Gesinde, die Bedeutung der Religion fürs „Dienstvolk“ (Gottesdienste privat und öffentlich), Entlohnung und Verhaltensplan, „Ueppige Tanz- und Spielgesellschaften des Gesindes“, „Schlafstellen des weiblichen Gesindes“ u.v.m. Oft haben Mägde mit den Kindern der Dienstherrenfamilie zusammen genächtigt, hingegen die Knechte meist nur im Stall. Im Kapitel „Lebensart der Schwangeren“ geht es um Kindsgeburten. Die Zeit des Wochenbettes wird beschrieben, dann Kindtaufen und Wochenvisiten, Behandlung neugeborener Kinder und einige „Zufälle der Kinder“. Letzteres meint Krankheiten bzw. andere „nicht normale Auffälligkeiten“. Es folgen mehrere Kapitel über Erziehungsperioden künftiger Hausmütter. Ausstattung der Töchter, Hochzeit, dann Gastmahle, Familienfeste, Visiten. Beim Kapitel „Leichen“ geht es um Beerdigungskosten, also Kosten für Särge und Einkleidung der Verstorbenen, Begräbnisorte und Trauer an sich. Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit dem „Verhalten der Hausmutter vor, bey und nach gewissen Unglücksfällen“, insbesondere Feuersbrünste und Brandschäden und dem Verhalten bei gewaltsamen Einbruch der Diebe. Bemerkenswerterweise spricht Germershausen auch andere „Unglücksfälle einer Hausmutter“ an, so: „Der Ehegatte, ein Spieler“, „Der Ehegatte, ein Treuloser“ oder „Der Ehegatte ein Sorgloser, ein Karger, ein Verschwender, ein Wagehals, ein Eigensinniger, und Närrischer zugleich oder auch ein Mann ohne Religion“. Abschließend folgen noch „Berechnetes Hausgeräthe fürs Gesinde (Betten, Tisch- und Stubenmöbel, Küchen- und Kellergeräte etc.) sowie „Beschriebenes und Berechnetes Hausgeräthe für Herrschaften“. Bei Letzterem geht es der Vielseitigkeit nach natürlich auch ein weniger üppiger zu als beim Gesinde. Eine detaillierte Beschreibung von verschiedensten Arten von Tischen Sitzmöbel, Sofas und Kanape’s, Schränken, Betten sowie Koffer und Kommoden etc. Den Abschluss des letzten Bandes bildet ein Hausmutterkalender über die „jeden Monath vorfallenden vornehmsten Geschäfte der Hausmutter“.

    „Der Hausvater“ erschienen 1783 bei Johann Friedrich Junius in Leipzig. 1.Auflage.

    Der ersten Band des Hausvaters von Germershausen beinhaltet auch zuerst allgemeine Regeln, wie bei der Hausmutter. Unter anderem solchen wie z.B. „Der Landwirth kann ohne Kenntniß der Wirthschaftsregeln nicht bestehen“. Auf alle Phasen hinsichtlich eines Landbesitzes geht er ein. Von der „Erlangung der zu bewirthschaftenden Güther“ über „Das Kaufen und Verkaufen, Pachten und Verpachten der Güther“, „Berichtigung der Gränzen“ und Haltung der Grund- und Lager- und Hausbüchern bis zur „Einrichtung des nöthigen Wirthschaftsfußes“. Im Folgenden schreibt er über die Notwendigkeit einer „Uebereinstimmung des Hausvaters und der Hausmutter in die innere Haushaltung“. Danach geht es Im Weiteren um die „Regierung des männlichen Gesindes“, wie bei der Hausmutter, das Pedant zum weiblichen Gesinde mit ähnlichen Regeln. Auch findet Erwähnung, dass“ die Herrschaft die Befugniß ihr Gesinde zu züchtigen besitzt“. In den folgenden Kapiteln werden dann Grundsätze zur Bestellung des Ackers, „Kenntniß des verschiedenen Erdreichs“, dieMischung verschiedener Erdarten zur Beförderung der Fruchtbarkeitund dieGewöhnlichen und ungewöhnlichen Düngungsartenbehandelt. Abschließend das Graben und Pflügen und das Eggen und Walzen.

    Der zweite Band des Hausvaters enthält weitere übliche Tätigkeiten des Ackerbaues. So das Säen, Abhandlungen über den Einfluß der Witterung auf die Gewächse, dasAerndten, das Dreschen. Im Weiteren dann das „Aufbewahrung und Verwendung der mancherley zur eigenen Consumtion und Verkauf“ sowie zum Schluß über die „Behandlungsart jeder Feldfrucht besonders“.

    Im dritten Band geht es um Oeltragende Pflanzen, dem Pressen des Oels anhand von Ölmühlen, dem Wiesenbau mit Kräutern und Gräsern, um Futterkräuter fürs Vieh, um die „Huthweiden“ und deren Beschaffenheit. In einem folgenden Kapitel geht es um den Küchengarten, um Mistbeete und Düngung des Gartens, vom Besäen über jäten zum Begießen und Verpflanzen verschiedener Gemüsearten.  

    Der vierte Band des Hausvaters enthält noch die Fortsetzung zum Küchengarten, gefolgt von Gewürz- und Handelskräutern, der Obstbaumzucht, dem Weinbau, einschließlich der „besten Arten des Weinmachens, Pflege und Erhaltung der Weine im Keller“. Diesen Band beschließt eine längere Abhandlung über die „Oekonomische Bauwissenschaft“. Jene enthält das Wesentlichste, nämlich eine Anleitung zum landwirthschaftlichen Bauen, sprich das Errichten von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden wie Stall, Scheune etc. auf einem Gehöft. Das beinhaltet auch eine Beschreibung der Baumaterialien, „Wände und Mauern, nebst ihren Grundbauen oder Fundamenten in der Erde“. Auch „Verschiedener Grund und Boden, worauf vorbeschriebene Wände können aufgeführet werden“, verschiedene Arten von „Bedachungen“. Aber auch in einem weiteren Kapitel die „Größe des innern Raums, welchen Landgebäude zu Wohnungen, zu gewissen Verrichtungen, Aufbehaltung der Vorräthe, u.s.f. haben müssen“, und Zusammensetzung dergleichen Gebäude, „nach den gefundenen Größen, an die schicklichsten Oerter, damit sie ein ganzes Gehöfte ausmachen“. Abschließend beschreibt Germershausen noch folgendes „Zusammensetzung vorbeschriebener Gebäude zu einem Bauergehöfte“, „Einige andere zur Bauwissenschaft gehörige Sachen“ und die Kalkulation von Bauanschlägen.

    Im letzten und fünften Band seines Hausvaters beschreibt er die typischen Waldbäume, die Pferdezucht, die Schafzucht, die Bienenzucht.

    Damit hatte Germershausen für sich und seine Person und seinen weiteren Fortgang und Lebensentwicklung ein Fundament geschaffen, von welchem er bis zu Lebensende „zehren“ sollte. Nebenbei sei angemerkt, das 1789 in Moskau (vermutlich ein Raubdruck) eine verkürzte Ausgabe des Hausvaters in russischer Sprache erschien.

    Darüber hinaus war der Schlalacher Pfarrer auch anderweitig fleißig am Schreiben und Publizieren. Seine weitere reichhaltige, fleißige Publikationstätigkeit vor allem im Wittenbergischen Wochenblatt wie auch im Leipziger Intelligenzblatt gibt Aufschluss über seine Aktivitäten. Zahlreiche Artikel in den von Germershausen bevorzugten Veröffentlichungsmedien erschienen im Laufe von seiner rund 40-jährigen fleißigen Autorenschaft. Die vorgenannten Zeitschriften waren zu jener Zeit wohl die verbreitetsten und bekanntesten in Germershausens Lebensumfeld. Bemerkenswert ist, dass er als Brandenburger sich für sächsische Zeitungen für seine Artikel zur Veröffentlichung entschied.

    So erschien bespielhaft „Gnädigst priviligirten Leipziger Intelligenz-Blatt“ 1781 „Eben dieselbe Versammlung hat auch den Pastor Germershausen veranlaßt, seine Gedanken über die Anlegung der Darrhäuser zum Flachs mitzutheilen“, 1783 „Etwas von dem sogenannten Dünkelweizen“ oder 1784 „Das Aufsaugen eines Landes durch den Klee“. 1802 schrieb ein Herr von Schwarzkopf in seinem Buch „Ueber politische Zeitungen und Intelligenzblätter in Sachsen, Thüringen und Hessen“ folgendes: „Dieses gnädigst priviligirte Leipziger Intelligenzblatt … sehr oft ist der Inhalt mit zweckmäßigen Anwendungen auf das bürgerliche Leben, und sonst mit gemeinnützigen Aufsätze durchwebt, unter deren Einsendern man im letzten Jahrzehnt mit Vergnügen die Namen eines Germershausen, Riem, Schirbell, von Burgsdorf liest“.

    Erste Artikel von Germershausen im Wittenbergischen Wochenblatt erschienen in 1770ziger Jahren, bereits 1772 lobt der Herausgeber dieser Zeitschrift, Johann Daniel Titz (bzw. lateinisiert Titius), Germershausen namentlich „Vorzüglich kann ich den Beytrag zweener bereits ehedem angeführter gelehrter Landgeistlichen, des Herrn M. Grulichs, Pastors in Rädigke, und Herrn Pastors Germershausen, in Schlalach, beyde in unserer Nähe, anitzt nicht ungerühmet lassen. Es verdienet die Gelehrsamkeit dieser Männer in ihrem Hauptgeschäffte, und der Eifer in ihrem Amte eben so viele Achtung, als ihre Aufmerksamkeit und Forschung in der Landwirthschaft und Naturkunde“. Bis 1782 nachweislich veröffentlichte Germershausen Artikel. Wie zum Beispiel „Anzeigen von den Witterungsbeobachtungen“ (1773), „Beschreibung zweyer vorzüglicher Futtergräser, besonders des einen, für nasse und niedrige Gegenden“ oder auch „Etwas vom Eisvogel“ (1780).

    Die „Oekonomische Encyklopädie“ oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft, so der Titel einer der umfangreichsten Enzyklopädien des deutschen Sprachraums. Jenes Werk erschien 1773 bis 1858 in 242 Bänden. Krünitz selbst als Herausgeber begann 1773 mit dem ersten Band, die einzelnen Bände haben immerhin zwischen rund 600 und mehr als 900 Seiten. Bis zu seinem Tode 1796 hatte er ganze 72 Bände, somit fast ein Drittel der Enzyklopädie selbst erarbeitet. Ironischerweise starb er beim Artikel „Leiche” des 73. Bandes. Das Gesamtwerk führten im Weiteren dann die Gebrüder Flörke, Korth und Hoffmann bis zum 242.Band 1858 zu Ende.

    Die Enzyklopädie war insofern auch für Germershausen bedeutsam, da sie seine Berühmtheit in damaliger Zeit doch wohl nicht unmaßgeblich mitbeeinflusste. Zahlreiche Zuarbeiten zu einzelnen Artikel der Krünitz‘schen Encyclopädie lieferte Germershausen bzw. fand durch Krünitz selbst und seine Nachfolger eine positive Erwähnung oder wurde aus seinen Veröffentlichungen zitiert. So auch häufig aus dem Wittenberger Wochenblatt (1768-1785). Was auch kein Wunder war, zumal beide Schriftsteller ein freundschaftliches Verhältnis zueinander verband. In einer Zeitschrift mit dem Titel „Beytrag zum Reichs-Postreuter“ vom 12. September 1782 steht unter der Überschrift „Schreiben aus Schlalach, bey Treuenbrietzen“, das eine Gesellschaft „der Freunde der Wissenschaften und des guten Geschmacks“ an jenem Tage ihrer monatlichen Versammlung in Treuenbrietzen abhielt. Unter einigen anderen Gästen befanden sich auch der General von Rhodich aus Potsdam sowie auch „der berühmte Herr D. Krünitz aus Berlin“. Der Autor war Christian Friedrich Germershausen. Und wir lesen „…Herr D. Krünitz aus Berlin hatte diese Woche zu einer benöthigten Erholung von seinen so mühsamengelehrten Arbeiten bey mir gewidmet, und ich ersuchte ihn, eine beliebige Abhandlung zum vorgedachten Tage vorzuweisen, nachdem ich ihm die Erlaubniß dazu von dem Stifter der Gesellschaft erbeten hatte“.

    Zurück zur Krünitzschen Enzyklopädie. Unter anderem findet Germershausen bei 64 lexikalischen Stichwörtern 144 mal namentlich Erwähnung bzw. wird er zitiert. So beispielhaft unter folgenden Stichworten:

    Fäule der Schafe, Flöh-Kraut, Gans, Haus-Mutter, Hederich, Hopfen, Hunds-Wuth, Hygrometer, Kammer-Wissenschaft, Kartoffel, Käse, Kiefer, Kirsche, Klee, Kochen, Kohl, Korn-Boden, Korn-Preis, Krähe, Kresse, Kropf, Kröte, Küchen-Wissenschaft, Land-Mann, Land-Schule, Lebens-Mittel, Leber-Krankheiten, Leder, Leibesverstopfungen, Lieschgras, Lilie, Linde, Löwenzahn, Mangold, Mäßigkeit, Mast, Mauke, Maulwurfsgrille, Mays, Mehl, Mehlspeise, Melone, Meth, Mißgeburt, Mistbeet, Mittagsspeisen, Mohn, Mortificiren, Muttermahl, Öhl, Öhlpflanze, Pastete, Pfannkuchen, Pfirsichbaum, Pflaumensuppe, Pinsel, Platten, Plinse, Pularderie; Räuchern, Raupe, Reinlichkeit, Rindern, Auswahl der Schafe beim Einkauf, Zucht und Wartung der Schafe“.

    Aus den besagten Stichwörtern lassen sich auch Germershausens „Schwerpunkte“ ablesen: die Land- und Hauswirtschaft, bei ersterem insbesondere die Schafhaltung.

    Unter dem Stichwort “Hygrometer” im Band 27 von 1783 erschienenen der Enzyklopädie schreibt der Herausgeber Krünitz, der Begründer des Werkes daselbst: „Im Sept. dieses Jahres hatte die Ehre und das Vergnügen, diesen würdigen Gönner und Freund, in Gesellschaft unsers gemeinschaftlichen Freundes, des berühmten Hrn. Prediger Germershausen, zu besuchen, und ich bat ihn, bey dieser Gelegenheit, um eine ausführlichere Beschreibung, nebst Zeichnung seines Hygrometers, welche er mir auch vor einigen Tagen mitzutheilen die Gütigkeit gehabt hat“. Gemeint ist hier Herr Titius, Professor in Wittenberg, wo sich 1783 im September alle drei Herren trafen.

    Damals war es noch üblich in Büchern eine Widmung oder Zueignung durch den Autor an eine für ihn verehrungswürdige Person dem Buch voranzustellen. Krünitz zeigte seine Dankbarkeit dem Freunde gegenüber, indem er im Band 29 (1783 Pauli, Berlin) seiner Enzyklopädie Germershausen als sogenannten „Bandpaten“ – ein Kupferstichportrait widmete. Es ist das einzige, nachweisbare Portrait des Schlalacher Pfarrers was angefertigt wurde und von einem Künstler namens Eckstein stammt. Im Gegenzug hierzu erwählte Germershausen dann auch die Herren Krünitz und Titius, welchen er den 4. Band des Hausvaters (1785) widmete bzw. zueignete. Er schrieb für beide Herren jeweils wörtlich: „Seinem verehrungswürdigsten Freunde und Gönner“.

    Entsprechende Anzeigen und Rezensionen zu seinen immerhin 23 von Germershausen verfassten Büchern gab es natürlich auch damals schon reichlich. Jene erschienen vornehmlich in den damals bekannten Zeitschriften, wie zum Beispiel der Allgemeinen Literatur-Zeitung (1785-1849), der Allgemeine Deutsche Bibliothek (1765-1806) oder ebenso in den Göttingschen Anzeigen von gelehrten Sachen (1739-1801) und einigen andern.

    Die eigentlichen Gründer der Märkischen Ökonomischen Gesellschaft waren Germershausen aus Schlalach und neben ihm sein Schwager, der Oberbaurath und Garteninspektor Johann Gottlob Schulze aus Potsdam. Auch nannte sich Germershausen in einem Schreiben vom Februar 1791 bereits „Bevollmächtigter der projektierten ökonomischen Sozietät in der Kurmark Brandenburg“. Die Gesellschaft ist maßgebliche durch die private Initiative des Pfarrers und landwirtschaftlichen Schriftstellers Germershausen entstanden. Er war zu diesem Zeitpunkt unter anderem bereits Mitglied der Ökonomischen Sozietät in Leipzigs, der Naturforschenden Gesellschaft zu Berlin sowie einer Kurpfalzbayerischen Gesellschaft. Vermutlich hatte er sich zeitgemäß „als Patriot anstecken lassen“ und somit selbst eine Gesellschaftsgründung im märkischen Potsdam initiiert. Im August 1791 fand in Potsdam eine erste Versammlung von Gleichgesinnten statt, in der die MÖG gegründet wurde. Die ersten Wochen war Germershausen übergangsweise Präses und Carl Friedrich Dickow, ein Kaufmann aus Potsdam kurzzeitig Direktor. Neben Germershausen waren noch sieben andere Gründungsmitglieder anwesend.

    Aufgemuntert unter anderem durch den General Hans Rudolph von Bischoffwerder (1741-1803), legten dann die ersten Deputierten die Statuten dem König zur Bestätigung vor.

    Und so erschien denn am 15. Dezember 1791 folgendem Artikel im „Der Anzeiger“ unter dem Titel Beförderung der Industrie: „Se. Majestät von Preußen, Unser allergnädigster Herr, finden den Zweck, zu welchem sich die ökonomische Gesellschaft in der Mark Brandenburg, nach der Anzeige ihrer Deputirten vom 29sten vorigen Monats (Nov. 1791) vereiniget hat, Dero Beyfalls völlig würdig, und approbiren daher diese Gesellschaft und ihre eingereichten Statuten. In dieser Absicht haben Allerhöchst Dieselben, der erforderlichen Ausfertigung wegen, das Nöthige an Dero Statsministerium gelangen lassen. Potsdam, den 3. Nov.1791. Fr. Wilhelm. Die Deputirten der ökonomischen Gesellschaft in der Mark Brandenburg zu Potsdam, Germershausen, Kletschke und Dikow.“

    In den Statuten, welche nach November 1791 und mit seiner königlichen allhöchsten Majestät durch das Ganeraldirektorium versehenen Bestätigung veröffentlicht wurden, wird der Zweck der Gesellschaft deklariert, so unter anderem: „Über Gegenstände, die zur Aufnahme und Beförderung der einheimischen ländlichen und städtischen Nahrungsgeschäfte dienen, Untersuchungen anzustellen“.

    Die Versammlungen (die erste im Februar 1792) fanden bis 1793 im Hause des Kaufmanns und Fabrikanten Dickow in Potsdam am Kanal statt. Und ab 1794 wurde dann das Pagenhaus in der kleinen Jägerstraße, welches der König der Gesellschaft zu diesem Zwecke anwies, das Versammlungslokal (Jägerstraße 23/ Ecke Charlottenstraße). Dort wurde sogar eine Vereinsbibliothek angelegt.

    Erster offizieller Direktor der Märkischen Ökonomischen Gesellschaft (MÖG) wurde noch 1791 im ersten Jahr des Bestehens Friedrich Eberhard von Rochow (1734-1805) aus Reckahn. Er war Gutsbesitzer und Pädagoge zur Zeit der Aufklärung, bekannt vor allem durch seine Schulreform im Geist des Philanthropismus. In Folge waren mehrere Staatsminister Direktoren dieser Gesellschaft. So übernahm unter anderem 1793 der Staatsminister Graf Ewald Friedrich von Hertzberg (1725-1795) die Direktorenstelle und von 1800 bis 1807 war der Staatsminister Otto Carl Friedrich von Voss (1755-1823) amtierender Direktor. Von 1808 bis 1809 wurde Germershausen (1725-1810) als Gründungsinitiator im Alter von 83 Jahren Direktor der MÖG für ein Jahr. Hieraus wird ersichtlich, dass der Pastor Germershausen aus dem kleinen Vorwerksdorf Schlalach unter den doch vielen preußischen Staatsministern als Gesellschaftsdirektoren durchaus eine besondere Stellung einnahm.

    Neben anderen historischen Berühmtheiten waren, um nur einige zu nenne, folgende Persönlichkeiten im Zeitverlauf Mitglied dieser Gesellschaft (welche unter Namensänderungen seit Gründung 1791 bis 1889 Fortbestand hatte):

    • Alexander von Humboldt, Forschungsreisender
    • Adelbert von Chamisso, Naturforscher und Dichter französischer Herkunft
    • Johann Wolfgang Goethe, Dichter und Naturforscher
    • Friedrich Wilhelm von Rhodich, Staats- und Kriegsminister, Generalleutnant
    • Franz Carl Achard, Naturwissenschaftler
    • Albrecht Thaer, gilt als Begründer der Agrarwissenschaften
    • Justus Liebig, Chemiker
    • Johann Elert Bode, Astronom
    • Johann Casimir Heinrich von Carmer, preußischer Justizreformer
    • Johann Christian Christoph Rüdiger, Kameral- und Sprachwissenschaftler
    • Johann Christian Friedrich Keferstein, preußischer Landbaumeister
    • Sigismund Friedrich Hermbstaedt, Apotheker, Chemiker, technischer Schriftsteller, Technologe
    • David Gilly, Geh. Oberbaurat (berühmter preußischer Architekt)
    • Johann Georg Krünitz, Herausgeber der Ökonomischen Enzyklopädie
    • Carl Christian Horvath, Buchhändler und Gründer des deutschen Börsenvereins der Buchhändler zu Leipzig.

    Nun noch einiges zum Beziehungsnetz von Germershausens Freunden und Bekanntschaften. Jenes ergab sich im Laufe der Zeit aufgrund seiner schriftstellerischen und gesellschaftlichen Tätigkeiten und nebenbei sei angemerkt, ging alles immer von jenem kleinen Dorf Schlalach im Märkischen als Lebensmittelpunkt Germershausens aus. Zum einen ist da Johann Gottlob Schulze (1755-1834), Architekt – Oberhofbaurat und Gartendirektor in Potsdam zu erwähnen, er war der Schwager von Germershausen. Denn Germershausen heiratete nach dem Tod seiner ersten Frau (1781) noch ein zweites Mal, nämlich ebenfalls eine Tochter Mangers namens Caroline. Bereits 1785 heiratete Schulze die Tochter, Hedwig Charlotte, seines Vorgesetzten Manger, mit welcher er später 15 Kinder hatte. Jener Heinrich Ludwig Manger (1728-1790), war ebenfalls Architekt und königlich preußischer Baubeamter – Oberhofbaurat und Garteninspektor in Potsdam. 1790 wurde Schulze, nach dem Tod Mangers, auf eigenen Vorschlag des Königs Garteninspektor der Gartendirektion in Sanssouci und somit der Nachfolger Mangers. Schulze und Germershausen waren maßgebliche Gründungsinitiatoren der Märkischen Ökonomischen Gesellschaft in Potsdam. Schulze hat auch in den Zeitschriften der Gesellschaft, wie die Annalen oder das gemeinnützige Volksblatt, zahlreiche Beiträge veröffentlicht. Auch Manger war ebenso Mitglied der Gesellschaft. Beide Herren sind auf dem Bornstedter Friedhof in Potsdam beerdigt.

    Wie bereits oben bei der Ökonomischen Enzyklopädie erwähnt, waren Germershausen und Johann Georg Krünitz (1728-1796) miteinander gut bekannt. In 47 von 242 insgesamt erschienen Bänden, im Zeitraum von 1778 bis 1825, also noch über Germershausen Tod hinaus, ist sein geistiges Werk in jenem Sammelwerk verewigt. Krünitz war ein deutscher Enzyklopädist, Naturwissenschaftler und Arzt. Diese „Oeconomisch-technologischen Encyklopädie“ (1773-1858) wurde später umgangssprachlich nur als „der Krünitz“ so nach ihm benannt. Germershausen diente als Bandpate für den 29. Band des Nachschlagewerkes, wobei Bandpate ein Kupferstichportrait Germershausens als Frontispiz meint. Es ist meines Erachtens nach die einzig erhaltene Abbildung von Germershausen. Auch die wenigsten Landprediger kamen in der damaligen Zeit zur Ehre, einen doch kostspieligen Kupferstich anzufertigen. Beide Germershausen und Krünitz, waren sowohl in der Leipziger Ökonomischen Sozietät als auch in der Potsdamer Märkischen Oekonomischen Gesellschaft Mitglied. 1782 war Krünitz, wie oben bereits erwähnt, bei Germershausen für ein paar Tage zu Gast in Schlalach und beide besuchten zusammen eine Veranstaltung der „Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften und des guten Geschmacksin Treuenbrietzen. Und 1783 besuchten Krünitz und Germershausen zusammen einen gemeinsamen Freund namens Titius (dtsch. Tietz) in Wittenberg. Johann Daniel Titius (1729-1796), war Professor an der Universität in Wittenberg, der sich unter anderem mit Astronomie, Physik und Biologie befasste. Auch er war Mitglied in der Märkischen Ökonomischen wie auch der Leipziger Ökonomischen Gesellschaft. Als Herausgeber und Autor gab er das Wittenbergische Wochenblatt (1768-1792) heraus. Jenes Wochenblatt war für Germershausen das bevorzugte Publikationsmittel, bereits seit 1770ger Jahren veröffentlichte er regelmäßig darin seine Artikel. Als Dank widmete er seinen 4. Band des Hausvaters (1785) seinen beiden Freunden Titius und Krünitz. Er schrieb für beide Herren jeweils wörtlich: „Seinem verehrungswürdigsten Freunde und Gönner“.

    Ökonomische Enzyklopädie: Titelkupfer Bd.45 (1789) – J. D. Titius, Bd. 29 (1783) – C. F. Germershausen und Bd.15 (1778) – J. G. Krünitz

    Der Verleger von Germershausens meisten Werken war Johann Friedrich Junius (1725-1794), ein Leipziger Buchhändler und Verleger. Er, gleichaltrig mit Germershausen, druckte alle Bände der Hausmutter und Hausvater in der Zeit von 1778 bis 1786. Ebenso war er auch der Verleger der zweibändigen Ausgabe „Das Ganze der Schafzucht“ Germershausens. Also eine fast 10-jährige Zusammenarbeit zwischen Verleger und Autor. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sind sich beide Herren wohl auch das ein oder andere Mal allein aufgrund des Buchdruckes begegnet.

    Carl Friedrich Wiesiger (1764-1812), Justizassessor aus Treuenbrietzen. Er war wie Germershausen auch ein Mitglied der „ersten Stunde“ der Gesellschaft in Potsdam. Als ein produktives Gesellschaftsmitglied hielt er oft Vorträge und Abhandlungen und publizierte eigene Werke wie z.B.: „Beantwortung der Fragen: Was ist Wucher? Ist es gut ihn zu hemmen? Und wodurch kann er gehemmt werden?“ oder „Vorschläge zur Vermehrung des städtischen Wohlstandes in besonderer Beziehung auf die Berliner aller Stände“.  Da Germershausen und er beide in der Märkischen Ökonomischen Gesellschaft Mitglied der „ersten Stunde“ waren und Treuenbrietzen nur knapp 6 km von Schlalach entfernt liegt, kannten sich beide Herren gut. Wie oben erwähnt, gab es zudem noch die Treuenbrietzener Gesellschaft „Freunde der Wissenschaften und des guten Geschmacks“ in den 1780ziger Jahren. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird Wiesiger ebenso ein Mitglied dieser Gesellschaft in der Kleinstadt gewesen sein.

    Friedrich Eberhard von Rochow (1734-1805), Gutsbesitzer und Pädagoge zur Zeit der Aufklärung. Er versuchte mit seiner Arbeit unter anderem das Schulwesen im Sinne des Philanthropismus , also humanistisch, zu reformieren. Eberhard von Rochow schrieb ein erstes modernes Lesebuch für Volksschulen „Der Kinderfreund“ und gründete 1773 auf seinem Landgut eine reformpädagogische Dorfschule, für die kein Schulgeld gezahlt werden musste und deren Lehrer im Vergleich sehr viel besser bezahlt wurden als üblich. Zu Rochows Lebenszeit besuchte Germershausen die dortige damals berühmte Schule als Besucher. Ein erhalten gebliebenes Besucherverzeichnis wurde 1878 veröffentlicht und blieb so der Nachwelt erhalten. Demnach war unter den Besuchern auch Germershausen am 26. Oktober 1791. Auch wenn die Schule bereits seit 1773 Besucher von auswärts verzeichnete. Eberhard von Rochow wurde im gleichen Jahr 1791 von den Mitgliedern zum ersten Direktor der Märkischen Ökonomischen Gesellschaft gewählt. Es könnte sein, das der Plan der Gesellschaftsgründung, von beiden ein gemeinsamer war. Auch wenn Eberhard von Rochow bei der konstituierenden Sitzung nicht anwesend war. Hie und da vertrat Germershausen bei den jährlichen Versammlungen der Gesellschaft auch den zu verschiedenen Zeiten amtierenden Direktor von Rochow in Abwesenheit. Beide Herren gehörten mit zu den engagiertest Mitgliedern, sie schrieben zahlreiche Aufsätze und Abhandlung und hielten häufig in den stattfindenden jährlichen zwei Versammlungen Vorlesungen. Da beide als maßgebliche Initiatoren der Potsdamer Gesellschaft gelten und beide in den Annalen dieser Gesellschaft einen Großteil der dort abgedruckten Beiträge lieferten, kannten sich beide wohl sehr gut.

    Carl Christian Horvath (1752 – 1837), Potsdamer Buchhändler und Gründer des deutschen Börsenvereins der Buchhändler zu Leipzig. Ab 1811-1817 war er Stadtrat im Magistrat Potsdams. Er druckte die sämmtliche Annalen und andere Zeitschriften der Potsdamer Märkischen Ökonomischen Gesellschaft. Auch er war, wie die anderen Herren, Mitglied der Ökonomischen Gesellschaft in Potsdam. 

    Johann Riem (1730-1807), ein Pfarrer, Bienenzüchter, Landwirt, Schriftsteller und Mitglied in der Leipziger Ökonomischen Sozietät, wie auch Germershausen. Riem war Germershausen freundschaftlich verbunden, einer kannte des anderen Schriften, für Riem war Germershausen immer „der große Oeconom“. 1789 wurde Riem zum Churfürstlich-Sächsischen Kommissionsrat zu Dresden ernannt. Ab 1791 erscheinen die „Anzeigen der Churfürstlich Sächsischen Leipziger Ökonomischen Societät“ bis 1808 zwei Mal pro Jahr. Gemeinsam mit Germershausen und Beneckendorf veröffentlichte Riem 1787 eine Publikation über Viehzucht, wo es vor allem um die Stallfütterung geht. Drüber hinaus verfasste Riem als Schriftsteller zahlreiche Bücher. 

    Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche andere erwähnenswerte Personen aus Germershausens Beziehungsnetzwerk. Darunter andere Landgeistliche, Verleger, Beamte, Naturforscher. Nicht alle können hier beschrieben werden.

    Und zum Schluss noch ein paar kurze Worte mit einem Bezug zur heutigen Zeit.

    Der spätere Begründer der Agrarwissenschaften Thaer (1752-1828) konnte auf den Erkenntnissen und dem Wissen von Persönlichkeiten wie Germershausens und der Märkischen Ökonomischen Gesellschaften Erfahrungen aufbauen, und zehrte von den gemachten Vorerfahrungen vieler engagierter Mitglieder in den sogenannten patriotischen und ökonomischen Gesellschaften.

    Als Stichworte seien nur folgende genannt: notwendiger Umbau der heutigen Landwirtschaft hin zu mehr ökologischer Landwirtschaft, Rückbesinnung auf den Handel von Regionalprodukten, adäquaterer Umgang mit Natur und natürlichen Ressourcen, wertschätzender Umgang mit Nahrungsmitteln. Ein nachhaltiger Umgang mit bereits Bestehendem – Bestandsbauten, historisches Baumaterial sind als wieder verwendbare Ressource durchaus nutzbar und wertvoll. Entwicklung von nachhaltigen(!) Technologien: z.B. „seltene Erden“ – welche in Mikrochips für Mobiltelefone, Computer und Autos benötigt werden. Bereits bei Einführung neuer technologischer Entwicklung sind Folgeabschätzungen mitbedenken, um auch längerfristig Bestand auf Märkten zu haben. Oder auch „vergessene“ Heilmittel und -kräuter sind durchaus wieder zu entdecken und hilfreich. Unsere Vorfahren haben lange Zeit hiermit experimentiert und ihr durchaus berechtigten Erfahrungen gesammelt. Wieder mehr „zurück zur Natur“ als unserer Lebensgrundlage auf unserem blauen Planeten mit tatsächlich begrenzten Ressourcen. Und eben einem nicht permanent steigerungsfähigen und verlängerbarem, unnatürlichen Wachstum in jeder Hinsicht. Und Nutzung bereits vorhandenen Wissens unserer Vorfahren. Vieles ist noch durchaus aktuell und nicht unnütz, nur oftmals leider in Vergessenheit geraten.

    Abschließend möchte ich Christian Friedrich Germershausen selbst noch einmal zu Wort kommen lassen: „[…] wie wird es mit der Nachwelt, vieler Orten aber auch um uns selbst schon aussehen, wenn der Holzmangel immer mehr bey uns einreissen sollte? Eine Frage, die uns aus einem langen Schlummer gleichsam erwecken, und jedem Oekonomen die Cultur der Waldbäume höchst interessant machen muß.“ Dies schrieb er in einer seiner Vorreden 1786. Schauen wir uns heute unsere Wälder an oder nehmen wir auch den heutigen Preisanstieg des Holzhandels ergeben sich schon gedankliche Parallelen zur heutigen modernen Zeit.

    Germershausens hinterlassene Schriften und Werke sind auch Teil der Wirtschaftsgeschichte, wozu Haus- und Landwirtschaft, als historische Fundamente des Wirtschaftens gehören. In meiner Person, als Kaufmann und Geschichtsinteressierten auf dem platten Lande lebend, liegt ein Interesse bezüglich Wirtschaftsgeschichte durchaus dann nahe. Wie hat alles Wirtschaften damals begonnen und wo sind wir heute. Können wir bei Klimawandel, Wirtschaftskrisen und anderen Problemen so weiter wirtschaften, wie bisher?

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